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15.09.2020

Potential der Energiewende steigern

Anlässlich der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) haben Mitte September 2020 sieben Unternehmen der Elektro-, Klima- und Solar-Branche die Bundesregierung aufgerufen, bei der Energiewende nicht den Rückwärtsgang einzulegen.

Bild: Pixabay – jniittymaa0

In einem gemeinsamen Brief plädierten die Industrieunternehmen Hager Group, Viessmann Werke GmbH & Co. KG, Mennekes Elektrotechnik GmbH & Co. KG und SMA Solar Technology AG dafür, dass Besitzer von Solaranlagen diese auch nach Wegfall der Förderung auf volkswirtschaftlich sinnvolle Weise weiterbetreiben können und forderten einen Innovationsschub für ein elektrisches, dezentrales und vernetztes Energiesystem. Unterstützt wurden sie von drei Unternehmen des Elektrohandwerks: Bürkle + Schöck KG, Elektro Venn GmbH und Elektro Joost sowie vom Präsidenten des ZVEH, Lothar Hellmann.

Bis 2030 sollen 65 Prozent der elektrischen Energie aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden. „Wenn der Gesetzgeber jetzt die richtigen Weichen für Klimaschutz und Marktwirtschaft stellt, kommen wir dem Klimaziel der Bundesregierung schneller näher. Unsere Unternehmen unterstützen dieses Vorgehen, und werden darüber in den nächsten Wochen mit Vertretern der Politik diskutieren“, so Daniel Hager, Vorstandsvorsitzender der Hager Group.

Solaranlagen fallen aus der Förderung
Tatsächlich gibt es dringenden Handlungsbedarf: Bereits Ende 2020 fallen die ersten 10.000 Photovoltaik-Anlagen aus der staatlichen Förderung. Die betroffenen Haushalte haben dann keine wirtschaftliche Möglichkeit mehr, sauber erzeugten Strom aus längst finanzierten Anlagen in die Netze einzuspeisen. Und das ist erst der Anfang, denn in den kommenden fünf Jahren fallen insgesamt 130.000 Anlagen mit einer Gesamtleistung von einem Gigawatt aus der Förderung. Bis zum Ende des Jahrzehnts werden es sogar zehn Gigawatt sein.  

„Wir legen jetzt den Grundstein für neue Märkte in der dezentralen Energieversorgung. Deutschland kann hier führend werden. Dafür müssen wir das Potential der Bürgerenergiewende entfesseln und konsequent auf Sektorkopplung setzen, indem wir Prosumer hinsichtlich der eigenen Energieerzeugung sowie auch des Energiemanagements endlich von bürokratischen Lasten befreien und sie klug in die Energienetze und -märkte einbinden“, fordert ZVEH-Präsident Lothar Hellmann, der auch Geschäftsführer der Elektro Venn GmbH ist.

Akzeptanz erhöhen, Attraktivität steigern
Deutschland deckt bereits heute rund 50 Prozent seines Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen. Zwei Millionen Photovoltaik-Anlagen auf Privathäusern sind zu Deutschlands größtem Stromkraftwerk geworden. „Diese dezentrale Form der Energieerzeugung hat nicht nur die Klimabilanz verbessert, sondern vor Ort für Engagement und Beteiligung privater Haushalte und Investoren gesorgt. Das hat zu einer hohen Akzeptanz der Energiewende in der Bevölkerung entscheidend beigetragen,“ ist Maximilian Viessmann, Co-CEO des gleichnamigen Herstellers überzeugt: „Wenn wir das Energiesystem der Zukunft dezentral ausrichten und der private Erzeuger einen hohen Stellenwert in den Planungen erhält, schaffen wir Effizienz, Ressourcenschonung und anhaltende Akzeptanz.“

Großes Potential sehen die Unternehmen insbesondere in der Kombination von Photovoltaik-Anlagen mit Energiespeichern und -Managementsystemen, mit der Ladeinfrastruktur für E-Autos sowie der strombasierten Wärmeerzeugung. „Eine Verknüpfung von Mobilität, Wärme, Solar, Speichern und intelligentem Systemmanagement kann eine zukunftstaugliche und sektorübergreifende Energielandschaft schaffen“, so Christopher Mennekes, Geschäftsführender Gesellschafter bei Mennekes Elektrotechnik GmbH & Co. KG.

„Ein dezentrales, digital vernetztes System aus Erneuerbaren Energien bietet die besten Chancen für Nachhaltigkeit und Klimaschutz, Wettbewerbsfähigkeit und Systemoptimierung“, unterstreicht auch Jürgen Reinert, Vorstandsvorsitzender des Solartechnikherstellers SMA Solar Technology AG.


Das fordern die sieben Unternehmen

  1. Selbst erzeugte Elektrizität soll künftig frei verbraucht, gespeichert und vermarktet werden können. Dafür braucht es eine unbürokratische Systemintegration, Anreize für intelligente Managementsysteme und Konzepte für eine praktikable Direktvermarktung.
  2. Durch weitgehende Abgaben- und Umlagefreiheit für selbsterzeugten und selbstverbrauchten Strom sollen Investitionsanreize geschaffen werden.
  3. Selbst erzeugter Strom soll gebäudeübergreifend genutzt und Energie zwischen den Sektoren Strom, Wärme, Gebäude und Mobilität verschoben werden dürfen. Hierzu bedarf es eines Abbaus regulatorischer Hemmnisse.
  4. Betreiber flexibler Verbraucher wie Elektrofahrzeuge, Heimspeicher und Wärmepumpen sollen über preisliche Anreize motiviert werden, die Stromnutzung in Zeiten geringerer Netzauslastung zu verlagern. Auf diesem Weg ließe sich eine optimale Auslastung der bestehenden Netzinfrastruktur erreichen. Auf eine Abschaltung oder Drosselung der Ladevorgänge durch den Netzbetreiber könnte verzichtet werden.

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